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Wandern: schaffst du es ohne Navi zurück in die Zivilisation?

wandern-ohne-navi_header © Maridav | stock.adobe.com

Du hast dich verlaufen, es ist dunkel, kalt und gruselig. Das kann selbst dann passieren, wenn du den Wald wie deine Westentasche kennst. Vor allem bei längeren Wanderungen kann es vorkommen, dass ein einwandfrei funktionierendes Navi-Gerät plötzlich absagt oder Akku einfach leer ist. Und auf GPS ist auch nicht immer wirklich Verlass. Oft reichen bereits ein paar Baumkronen oder minimale Höhenunterschiede aus, um das Satellitensignal zu schwächen oder gar zu unterbrechen, sodass auch dein Gerät selbst die Orientierung verliert.

Wunder gibt es nicht immer: gehst du unvorbereitet in die Wildnis, kann es nicht gut ausgehen. Außerdem kosten die Suchaktionen und Bergung von vermissten Personen viel Geld. Wenn du also keinen geschärften Orientierungssinn wie ein Indianer hast und weiter als bis zum Stadtpark laufen möchtest, musst du dich gut vorbereiten.

Verlorener Wanderer – die Psychologie

In der Psychologie gibt es den Begriff "woods shock" - ein Zustand der Verwirrung und Angst, der unter Bedingungen der wilden Natur eintritt, nachdem eine Person feststellt, dass sie den Weg verloren hat und nur auf sich alleine gestellt ist.

Unter „Waldschock" hört der Mensch auf, die Situation nüchtern zu beurteilen, seine Handlungen werden chaotisch, unproduktiv und sogar gefährlich. Dabei ist das Ausmaß der eigenen Outdoor-Erfahrung nicht immer ein Indikator dafür, wie rational sich jemand beim Verlorengehen verhalten wird.

Was musst du tun, um Panik zu vermeiden und sicher nach Hause zurückzukehren?

Bevor du dich in die Wildnis begibst

  • Sage deiner Familie, Freunden oder Nachbarn immer, wohin du gehst und wanndu ungefähr zurück sein willst.
  • Studiere die Gegend und deine Wandertour vorher auf einer Karte.
  • Besonders bei längeren und anspruchsvolleren Wandertouren überlege dir, ob du eine Wanderversicherung abschließt.
  • Studiere ausführlich den nächsten Punkt

„Paranoiker-Kit" oder was du immer in deinem Wanderrucksack haben musst

Verlasse dich nie auf den Zufall. Oft gilt das Gesetz: Es regnet nicht, wenn man einen Regenschirm mitnimmt. Gute Vorbereitung ist alles! Dieses Set nimmt nicht viel Platz in deinem Rucksack weg, kann dir aber wirklich das Leben retten.

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  • Messer: Ein feststehendes Messer (kein Klapp- oder Taschenmesser) ist im Grunde einer der wichtigsten Gegenstände in deiner Ausrüstung. Damit kannst du Material bearbeiten und viele Dinge herstellen.
  • Kompass: Er ist ein Muss! Die Elektronik kann ausfallen: die Batterie gibt den Geist auf, das GPS-Signal geht verloren. Aber wenn du einen Kompass hast und weißt, wie man ihn benutzt, kannst du dich zurechtfinden. Wenn du es nicht weißt, übe bevor du wandern gehst.
  • Feuerzeug: Nimm ein Feuerstein-Feuerzeug in leuchtenden Farben mit (rot, orange), damit es im Gras leicht zu finden ist. Auch wenn du kein Raucher bist, nimm am besten zwei Stück. Feuer gibt Wärme, Signal und Licht.
  • 2 Müllsäcke zu je 240 Litern: Ja, Müllsäcke - du hast richtig gelesen! Die Müllsäcke nehmen nicht viel Platz weg, sind aber wirklich vielseitig: sie können für alles Mögliche verwendet werden, z. B. als einen Regenmantel oder ein Zelt.
  • Taschenlampe: Völlige Dunkelheit im Wald kann Panik und Hilfslosigkeits-gefühl verursachen. Wenn du dein Handy als Taschenlampe verwendest, hast du in anderthalb Stunden keine Kommunikation und kein Licht mehr. Nimm deswegen eine normale Taschenlampe und nach Möglichkeit Ersatzbatterien mit.
  • Marker, Bleistift und bunte Büroaufkleber: Damit kannst du Markierungen und Notizen machen für den Fall, dass dich jemand suchen muss.
  • „Snickers“: Nimm ein paar „Snickers“ oder beliebige andere Schokoriegeln mit. Das ist dein Notfall-Vorrat an Kalorien.
  • Pflaster und andere Verbandsmitteln: Ein Erste-Hilfe-Set musst du immer dabei haben. Wichtig ist, dass du im Notfall einen Druckverband machen kannst.
  • Kleidung: Denk an zusätzliche Kleidung bzw. an Wechselklamotten. Selbst wenn du an einem heißen Sommertag deine Wanderung startest, kann sich das Wetter, besonders in den Bergen, innerhalb von Stunden ändern. Eine Unterkühlung ist übrigens die Hauptursache für die meisten Todesfälle in der Wildnis.
  • Metallbecher: Du kannst damit Wasser kochen und warm halten. Verwende am besten einen Becher mit dünnen Wänden - er erhitzt das Wasser schneller.
  • Signalpfeife: Hilferufe sind wirksam in einer Entfernung von 1000 Metern, vorausgesetzt, es gibt keinen Wind und kein Rascheln von Baumblättern, keinen starken Regen und kein sehr lautes Gezwitscher von Insekten und Vögeln. Wenn du lange Zeit schreist, geht dir schnell die Energie aus.
  • Reflektierende Weste oder Rettungsspiegel: Stell dir vor, ein Hubschrauber muss nach Dir suchen. Dann hilft dir selbst die Signalpfeife nicht. Das Licht kann aber über weite Entfernungen reflektieren und somit Signale an Rettungsdienste senden.

Don't panic!

Von dem Moment an, in dem du erkennst, dass du dich verlaufen hast, musst du versuchen klar und ohne Panik zu handeln.

  • Bleib stehen sobald du merkst, dass du dich verlaufen hast. In irgendeine Richtung ziellos loszurennen ist keine Option.
  • Versuche dich zu beruhigen: Angst zu haben ist okay. Angst ist ein natürlicher Mechanismus, der uns vor Gefahren schützt. Lass aber deiner Phantasie keinen freien Lauf.
  • Schaue dich um. Nehme deine Umgebung wahr, suche dir 5 Dinge, die du sehen kannst. 4 Dinge, die du anfassen kannst. 3 Dinge, die du hören kannst, 2 Dinge an denen du riechen kannst und 1 Sache, die du schmecken kannst.
  • Analysiere die Situation. Überlege, wie es dazu kam, dass du dich verlaufen hast und an welchem Ort es passiert sein könnte.
  • Schaue auf die Uhr. Wie lange bist du schon unterwegs ohne deinen Standort mit der Karte abzugleichen?
  • Mache eine Pause. Iss ein Snickers ;)! Ziehe dich um, wechsele die Socken.
  • Befolge dann die Regeln

Aktiviere deine Sinne: wie musst du dich verhalten

Wenn du keinen Kompass hast, musst du mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln navigieren. Das Problem besteht jedoch darin, dass viele Wanderer sich auf gefährliches Halbwissen verlassen. Dies kann dazu führen, dass sie sich im Gelände so sehr verlaufen, dass sie am Ende nicht einmal wissen, wo Süden und Norden ist. Versuche dich deshalb nicht nach Ameisenhaufen und Moos zu orientieren, wenn du kein wahrer Naturkenner bist.

Die Hauptaufgabe besteht darin, dich in einer geraden Linie zu bewegen, bis du auf vertraute Orientierungspunkte triffst: eine Straße, einen Bach, Eisenbahnschienen, die dich zu Menschen führen werden. Klingt einfach? Ist es aber nicht. Der Haken ist, dass jeder Mensch ein dominantes Bein hat. Fehlen uns die Leitlinien, laufen wir aufgrund der Ungleichheit unserer Schritte völlig unbemerkt im Kreis. Erstmal ist es aber wichtig, eine Richtung zu wählen und folgende Punkte zu beachten.

  • Versuche nicht zu schnell zu laufen und setze Markierungen. Das kann verhindern, dass du im Kreis läufst. Such- und Rettungsteams kontrollieren in erster Linie hauptsächlich lineare Objekte: Straßen, Stromleitungen, Lichtungen, Flussufer. Wenn du dich einer dieser Stellen genähert hast, überquere sie nicht und hinterlasse auf jeden Fall eine Markierung.
  • Wenn du von schlechtem Wetter überrascht wurdest und dich somit nur vorübergehend nicht mehr orientieren kannst, kann es die beste Lösung sein, das Wetter einfach auszusitzen.
  • Psst! Höre dir die Geräusche an. Kannst du ein mechanisches Geräusch hören? Dann sind Menschen in der Nähe: Autobahn (3 km), Eisenbahn (10 km), Menschenstimmen (1 km), Kirchenglocken (bis zu 12 km). Nehme einen Stock, drehe dich in Richtung des Geräusches, und legen den Stock auf den Boden. Dies ist der Schall-Azimut. Andernfalls vergisst du einfach, woher der Ton kam. Bewege dich danach in Richtung des Geräusches. Achtung! In den Bergen kann die Akustik täuschen.
  • Grob gesagt, geht die Sonne im Osten auf und im Westen unter - mit diesem Basiswissen kannst du dich schon mal nach den Himmelsrichtungen ungefähr orientieren. Voraussetzung ist allerdings, dass du die Uhrzeit abschätzt und weißt, aus welcher Richtung du gekommen bist. Lauter Wolken? Dann helfen dir ein Blatt Papier und ein gerader Zweig ohne Blätter. Senkrecht auf das Papier gestellt, wirft er einen Schatten. So weißt du schon, wo die Sonne steht.
  • Wenn du Wasser findest – prima! Folge dem. Handelt es sich um einen größeren Bach, dann ist es gut möglich, dass sich irgendwo entlang des Wasserlaufes Zivilisation befindet. Auch wenn du dich etwas weiter abseits eines Baches bewegst, kann dir sein Verlauf allein durch das Platsch-Geräusch als Wegweiser dienen.
  • Oft ist es eine bessere Lösung, umzukehren und den Weg zurückzulaufen, den du gekommen bist. Konntest du dir viele Landmarken merken, dann stehen deine Chancen gar nicht so schlecht. Bedenke aber, dass der umgedrehte Weg eine komplett andere Perspektive hat und oft sehr anders aussieht.
  • Wenn du nicht bis zur Dunkelheit aus dem Wald geschafft hast, solltest du in keinem Fall im Dunkeln den Weg suchen. Das kann deine Situation nur noch drastisch verschlimmern. Denke an die Verletzungsgefahr durch hervorstehende Äste. An Abstürzen an Anhängen. An Brechen eines Fußes durch Steine und Löcher. Es ist besonders wichtig, kühlen Kopf zu bewahren und zu überlegen, wie man übernachten könnte. Stelle eine provisorische Unterkunft her. Was viele nicht wissen – Laub ist ein ausgezeichnetes Wärmematerial, mit dem du deine Kleidung füllen kannst. Mache Feuer und stelle sicher, dass es die ganze Nacht brennt. Hinterlasse Markierungen und Notizen an deinem Restplatz.
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Bist du jetzt mit deinen Gedanken tief im dunklen Wald und dir läuft ein kalter Schauer über den Rücken? Wie schon am Anfang gesagt: Das lässt sich in meisten Fällen alles vermeiden, wenn man gut vorbereitet zum Wandern aufbricht. Du kannst deine Tour genießen und hast auch kein Problem, wenn Du mal kurzzeitig deinen Weg verlierst.

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Man kann natürlich nicht für alle Eventualitäten gerüstet sein. In Extremsituationen kannst du dir vielleicht nicht den Stress sparen. Aber die Kosten, wenn dir wirklich mal etwas zustößt. Eine Versicherung ist hier deshalb nicht nur für panische Angsthasen sinnvoll.


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